Blutegel – Lebende Apotheken

Die therapeutische Wirkung von Blutegeln wird vermutlich schon seit der Frühzeit genutzt. Erste Aufzeichnungen finden sich bereits bei den Babyloniern. In Europa findet man erste schriftliche Belege zur Nutzung des Blutegels im 2ten Jahrhundert vor Christus.

Die "Apotheke" des Blutegels umfasst Substanzen, die gerinnungshemmend (u.a. Hirudin) und gefäßerweiternd (Histamin-ähnliche), entzündungshemmend und schmerzstillend wirken. Aufgrund dieses breit gefächerten Wirkungsspektrums ergeben sich verschiedenste therapeutischen Möglichkeiten, den Blutegel einzusetzen (s. a. die Liste der Indikationen unten).

In der Mitte des 19ten Jahrhunderts wurde die Anwendung von Blutegeln so populär, dass die Blutegelpopulation in ihrem Bestand bedroht war. Wildsammlungen von Blutegeln sind heute nicht mehr erlaubt; der Egel steht unter Schutz. Heute eingesetzte Egel stammen aus Zuchten, die strengen gesetzlichen Bestimmungen unterliegen.

Die Therapie

In einem Vorgespräch wird gemeinsam mit dem Patienten ein umfassender, individuell auf das Beschwerdebild abgestimmter Therapieplan erstellt, der auch andere therapeutische Maßnahmen beinhalten kann. Gleichzeitig wird der Patient über weitere Einzelheiten der Therapie informiert. So sollte z.B. zwei Tage vor der Behandlung keine stark riechenden Salben, Duschgels u.ä. in dem Bereich anwendet werden, in dem der Egel angesetzt werden soll.

Die Therapie verläuft denkbar einfach: Der Blutegel wird an der vom Therapeuten festgelegten Stelle platziert. Sein Biss ist nicht sehr schmerzhaft und erinnert an einen Mückenstich. Danach saugt der Blutegel ca. 30 Minuten, bis er sich löst und abfällt. In der therapeutisch bedeutsamen Nachblutungsphase entfaltet sich die volle Wirkung der therapeutischen Substanzen.

Indikationen

Rheuma
Gicht
Chronische Entzündungen

Arthrose
Hexenschuss (Lumbalgie)
Ischiasschmerz
Bandscheibenvorfall oder –vorwölbung (Prolaps oder Protrusions)

Kopfschmerz, Migräne

Arteriesklerose
Bluthochdruck (Hypertonie)
Tinnitus
Hämorrhoiden
Furunkel

Varikosis (Krampfaderleiden)

Kontraindikationen

Blutgerinnungsveränderungen (z.B. durch Medikamente)
Starke Anämie (Blutarmut)
Schwangere und stillende Mütter (nur bei sorgsamster Überprüfung der Indikation)
In der Nähe von Wunden (auch Ulcus oder Gangrän)